
Mein Weg von der Werbebranche zur Kinderkunst
Meine berufliche Reise begann mit einem Grafikdesign-Studium in Freiburg. Es folgten spannende Jahre in der Werbebranche, in denen ich als Art-Direktorin für renommierte Marken wie BMW und Ferrero tätig war. Später begleitete ich als freie Designerin technische Unternehmen auf ihrem Weg. Doch bei allem beruflichen Erfolg spürte ich irgendwann: Da wartet noch mehr auf mich. Ich war neugierig – auf neue Erfahrungen, auf echte Abwechslung. Und auf Projekte, die nicht nur gut gestaltet, sondern auch bedeutsam sind.

Ein einfacher Aufruf an einer Grundschule in meiner Nähe wurde der Beginn von etwas völlig Neuem. Gesucht wurde Unterstützung bei der Hausaufgabenbetreuung für benachteiligte Kinder. Ich meldete mich – und betrat eine Welt, die mir bis dahin fremd war. Eine Welt voller Kinder, die nicht nur mit Matheaufgaben kämpften, sondern mit dem Leben. Vernachlässigung, Armut, der tägliche Kampf um Zugehörigkeit – das war ihr Alltag. Ihre meist fröhlichen Gesichter verbargen tapfer, was sie innerlich belastete.
Meine Beziehung zu den Kindern wurde schnell intensiver. Neben der Hausaufgabenhilfe bot ich bald auch Malstunden an. In einer meiner Gruppen war ein Junge, der monatelang voller Vorfreude seinem Geburtstag entgegenfieberte. Woche für Woche sprach er davon – fest überzeugt, einen Nintendo DS zu bekommen. Ich kannte die schwierige finanzielle Lage seiner Familie und versuchte behutsam, seine Erwartungen ein wenig zu dämpfen. Doch sein Glaube war unerschütterlich.

Der Malnachmittag nach seinem Geburtstag offenbarte eine harte Realität. Der Junge war verändert – unruhig, aufgewühlt, wütend. Als ich ihn nach seinem Geschenk fragte, schüttelte er nur stumm den Kopf. Er hatte keinen Nintendo DS bekommen. Er hatte überhaupt keine Geschenke bekommen. Es gab nicht einmal einen Geburtstagskuchen. Nur gebrochene Versprechen, Enttäuschung und eine erschütternde Fassungslosigkeit.
Dieser Moment traf mich tief. Die Wut und Verletztheit des Jungen waren so nachvollziehbar. Ich wusste: Ich muss etwas tun. Ich wollte diesen Kindern eine Erfahrung ermöglichen, die sie stärkt. Ich wollte, dass sie sich gesehen fühlen. Dass sie stolz sein können – auf etwas, das sie selbst erschaffen haben.

So entstand die Idee für einen besonderen Kinderkunstkalender. Ich nutzte meine gestalterischen Fähigkeiten, um aus den abstrakten Bildern, die in unseren Malstunden entstanden waren, einen großformatigen Kalender mit hohem ästhetischen Anspruch zu gestalten. Dank der Unterstützung von Sponsoren konnte 2009 die erste Auflage realisiert werden. Eine Besonderheit der ersten Jahre: Die Kalender waren nicht käuflich zu erwerben – sie wurden ausschließlich von den Kindern verschenkt.
Das Projekt wurde ein voller Erfolg. Auf der Internationalen Kalenderschau erhielt der Kalender sogar einen Award of Excellence. Doch was mich am meisten berührte, war die Veränderung in den Kindern. Ein Mädchen sagte rückblickend: „Ich fühlte mich wie ein Star.“ Genau das war es, was ich erreichen wollte.

Aufgrund der großen Resonanz entschied ich mich, das Projekt fortzuführen. Heute ist der Kalender ein begehrtes Objekt, das viele Kundinnen und Kunden schätzen – und käuflich erwerben können. Ein Teil der Einnahmen wird an soziale Einrichtungen gespendet. Doch sein wahrer Wert liegt woanders: in der Freude, dem Selbstbewusstsein und der Würde, die dieses Projekt den Kindern schenkt. Den Kindern, die es am meisten brauchen.