
Von der Werbebranche zur Kinderkunst: Andrea's außergewöhnlicher Weg
Andrea Baumstarks berufliche Reise begann mit einem erfolgreichen Grafikdesign-Studium in Freiburg. Darauf folgten spannende Jahre in der Werbebranche, in denen sie als Art-Direktorin für renommierte Marken wie BMW und Ferrero arbeitete. Weitere Jahre als Freelancerin für technische Unternehmen schlossen sich an. Doch trotz des beruflichen Erfolgs spürte Andrea, dass ihr etwas fehlte. Ihr Hunger nach Sinn und Abwechslung führte sie schließlich auf einen ganz neuen Weg.

Ein Aufruf einer örtlichen Grundschule zur ehrenamtlichen Hausaufgabenbetreuung bedürftiger Kinder brachte Andrea in eine völlig neue Welt. Hier begegnete sie Kindern, die nicht nur mit ihren Hausaufgaben, sondern auch mit schwierigen Lebensumständen kämpften. Vernachlässigung, Armut und das Ringen um Akzeptanz gehörten zu ihrem Alltag. Ihre teils fröhlichen Gesichter verbargen tapfer das Leid, das sie ertragen mussten. Andrea’s Beziehung zu den Kindern vertiefte sich schnell. Bald begann sie zusätzlich zur Hausaufgabenbetreuung auch Malstunden anzubieten.
Unter diesen Kindern war ein Junge, der monatelang voller Vorfreude seinen Geburtstag erwartete. Er war fest davon überzeugt, einen Nintendo DS zu bekommen. Woche für Woche sprach er davon. Andrea, die die finanzielle Situation seiner Familie kannte, äußerte vorsichtig ihre Zweifel. Doch der Glaube des Jungen war unerschütterlich; er war sich sicher, dass sein Wunsch erfüllt werden würde.

Der Malnachmittag nach seinem Geburtstag enthüllte eine harte Realität. Der Junge war verändert, aufgeregt und aggressiv. Als Andrea ihn nach dem Geburtstagsgeschenk fragte, schüttelte er stumm den Kopf. Es gab keinen Nintendo DS. Es gab überhaupt keine Geschenke. Nicht einmal einen Geburtstagskuchen. Nur gebrochene Versprechen, Enttäuschung und eine erschütternde Fassungslosigkeit.
Dieser Moment traf Andrea tief. Die Wut und Verletztheit des Jungen waren verständlich, und sie spürte, dass sie handeln musste. Sie wollte ihm und den anderen Kindern eine positive Erfahrung schenken, ihnen die Gelegenheit geben, gesehen und wertgeschätzt zu werden.

So wurde die Idee eines besonderen Kinderkunstkalenders geboren. Andrea nutzte ihre beruflichen Fähigkeiten, um aus den abstrakten Bildern, die an den Malnachmittagen mit den Kindern entstanden, einen großformatigen Kunstkalender mit hohem gestalterischem Anspruch zu kreieren. Mit Hilfe von Sponsoren ging der Kinderkunstkalender 2009 in Druck. Eine besondere Note des Projekts war, dass der Kalender nicht käuflich erworben werden konnte, sondern ausschließlich von den Kindern verschenkt wurde.
Das Projekt war ein voller Erfolg. Schließlich wurde der Kalender auf der Internationalen Kalenderschau sogar mit einem Award of Excellence ausgezeichnet. Doch wichtiger war die Veränderung in den Kindern selbst. „Ich fühlte mich wie ein Star“, sagte ein mitwirkendes Mädchen rückblickend. Genau das wollte Andrea erreichen.

Aufgrund der positiven Resonanz entschied Andrea, das Projekt fortzuführen. Heute ist der Kalender ein begehrtes Objekt, das von vielen geliebt wird und käuflich zu erwerben ist. Ein Teil der Einnahmen wird an soziale Einrichtungen gespendet. Der wahre Wert des Projekts liegt jedoch in der Inspiration, der Freude und dem Selbstvertrauen, das den Kindern gegeben wird – den Kindern, die es am meisten brauchen.